Grüne Socken und Tweet: Wie britische Mode die Hanseaten erobert


Die Sonne knallt in bester Laune auch Anfang November noch über Hamburg. Die Verkäufer des englischen Traditions-Label Hackett blinzeln gut gelaunt in den Himmel und führen den Hanseaten vor, wie lässig selbst formelle Männerkleidung aussehen kann. So trägt einer etwa einen Tweedblazer zu skinny Jeans, grünen Socken und klassischen Troddelschuhen. Und schwupp schon bekommt die formelle Kleidung des Labels einen coolen Twist. Das können die Hamburger Männer gut gebrauchen, die wenig experimentierfreudig sind. Im Zweifelsfall greifen sie – egal welchen Alters – auf dunkelblaue Zweireiher mit Goldknöpfen zurück und sehen so manchmal wie ihr eigenen Großväter aus.

Da trifft es sich gut, dass eine zunehmende Anzahl angesagter englischer Modelabel den modisch etwas steifen Hamburgern zeigt, wie man auch im Business-Outfit modern, individuell und doch seriös gekleidet sein kann. Burberry gehört ebenso dazu wie das etwas unbekanntere Label Mulberry. Vor ein paar Monaten eröffnete außerdem Paul Smith in einem wunderschönen Townhouse seinen ersten Laden in Deutschland. Der bekannte Modedesigner, der vor vielen Jahren sogar zum Ritter geschlagen wurde, ist bekannt für seine hochwertigen Schnitte und Stoffe, die typisch englisch sind und dennoch immer wieder mit kleinen Überraschungen aufwarten wie etwa einem Innenfutter in Ethno-Muster oder knalligen Streifen. Der erfolgreiche Modemann hat sogar schon dem legendären Mini-Cooper sein berühmtes Streifendesign verpasst. Smith liebt nonkonformistische Einfälle und interpretiert Männermode auf eine sehr lässige Weise. Auch mit 67 ist er noch immer neugierig und geht mit kindlichen Augen durch die Welt, wie er bei der Shop-Eröffnung in Deutschland einer Reporterin der FAZ verriet.

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Jeder seiner Shops, egal wo sie sich auf der Welt befinden, sind kleine Design-Schmuckkästchen. Man kann Stunden, ach was, sogar Tage dort verbringen. Denn in den meisten gibt es wundervolle Bücher zum Schmökern, sollte man sich tatsächlich nicht für die Mode und die tolle Shop-Ausstattung interessieren. In Hamburg betritt man auf edlem Fischgrätparkett den Verkaufsraum, der die Sicht auf einen verwunschenen Garten im Hinterhof freigibt. Der ganze Laden ist voll von ungewöhnlichen Gestaltungsideen wie beispielsweise einem Schirmständer mit aufgemalter Giraffe, einer Reihe inspirierender Bilder und einem beeindruckenden Muranoglas-Leuchter. Neben seiner Herren- und Damenlinie designt Sir Paul auch für Kinder, entwirft Schuhe und Brillen und arbeitet darüber hinaus für andere Marken. Ein unverwüstliches Multitalent, das auch als Fotograf ein gutes Auge hat. Sein wundervolles Coffeetable-Buch „You can find inspiration in everything“ ist ein Panoptikum an Einfällen, Gedanken, Bildern und Souvenirs, die lange im Kopf bleiben und einen fröhlich pfeifend wieder in den Alltag entlassen.

In London tragen schon lange Banker, Manager und Anwälte den modernen Gentleman- Look von Paul Smith oder Hackett. Auf den Straßen von Hamburg wünscht man sich künftig mehr davon. Grüne Socken zu Troddelschuhen? Yes, please.